Die Panzerung hat uns geholfen, als Kinder in der vollkommenen Abhängigkeit von unseren erwachsenen Bezugspersonen zu überleben. Wir haben es geschafft, in einer Welt voller Strenge und Lieblosigkeit zurecht zu kommen, umgeben von oft hilflosen, vielleicht selbst traumatisierten Erwachsenen. Wir haben uns angepasst an das Maß an Lebendigkeit, das diese Erwachsenen ertragen konnten, ohne uns zu verstoßen. Wir waren schließlich auf sie angewiesen.
Heute stellen wir fest, daß die Verhaltensweisen und Haltungen, der Verzicht auf das Fühlen, kurz – die Panzerungen – uns damals gedient haben. Für unser weiteres Wachstum stehen sie im Weg. Wer sich eine genußvolle, lebendige Liebesbeziehung wünscht, wer FreundInnen und Familienmitgliedern wirklich nah sein will, wer klare, ehrliche Beziehungen pflegen, eine friedliche und doch entschlossene Kommunikation zur Klärung von Konflikten anstrebt, wird spüren, daß die alten Muster dafür hinderlich sind.
Das muß nicht ein Leben lang so bleiben!
Skan Körpertherapie ist eine Möglichkeit, sich das Fühlen, den Ausdruck, die eigene Wahrheit, Beziehungsfähigkeit, kurz das Leben und die Liebe zurück zu erobern. Es ist manchmal ein steiniger Weg, denn zunächst einmal gilt es, auch die schmerzlichen Erfahrungen noch einmal an sich heran zu lassen, sich vielleicht erstmalig bewußt zu werden, worauf wir so lange verzichtet haben. Wir werden mit der Angst vor der Lebendigkeit in uns und in anderen Menschen konfrontiert. Doch es lohnt sich, wenn die Sehnsucht größer wird, als die Angst...
Mit dieser Lebendigkeit und Direktheit in der Lebensfreude und im Leid sind Kinder für Erwachsene eine Bereicherung, etwas Anrührendes und - eine große Herausforderung.
Denn wir Erwachsene können Gefühle oft nicht mehr so wahrnehmen, geschweige denn ausdrücken.
Wir haben gelernt, uns zurückzuhalten, zu „beherrschen“, zu „benehmen“, unseren Schmerz und unsere Lust nicht mehr zu zeigen, mit dem Mitgefühl der Erwachsenen nicht mehr zu rechnen und, weil das auf die Dauer zu schmerzhaft ist, Vieles auch gar nicht mehr zu fühlen.
Wilhelm Reich nannte diesen Vorgang Panzerung
Es ist nicht nur ein seelischer Vorgang, eine Gewöhnung, ein Charakter, der sich bildet, Überzeugungen, wie Freud sie als „Über-Ich“ beschrieben hatte.
Der Körper als Wohnung und Spiegel der Seele hilft, die Energie zu kontrollieren mit chronischen Muskelkontraktionen, mit dem Verzicht, jene Teile des Körpers fühlen zu können, deren Lebendigkeit in der Kindheit besonders schmerzhaft zurückgewiesen wurde, oder doch unbeantwortet blieb. Die Energie wird aus diesen Körperteilen unwillkürlich zurückgezogen, sie leben und werden uns doch irgendwie fremd...
Reich nennt das nicht nur deshalb Panzerung, weil es sich zuweilen wie ein Muskelpanzer z.B. um unser Zwerchfell legt. Er wählte den Begriff auch deshalb, weil ein solcher Verzicht auf Lebendigkeit, Lust und Liebe sich auch auf menschliche Organisationsformen, wie Staaten und die Gesellschaft auswirkt. Regiert von Menschen, die ihre Sehnsucht, ihre Angst, ihre Wut nicht mehr fühlen, rüsten wir auf und finden lauter vermeintlich logische Gründe dafür, dass Panzer für uns sprechen. Denn das Hirn, ebenso gepanzert und gefangen, übernimmt die Herrschaft, wo Herz, Intuition, einfaches menschliches Mitgefühl keinen Raum mehr haben.
Die Folgen dieser Panzerung für die Gesellschaft, die Menschheit hat Reich untersucht in Büchern wie: Die Massenpsychologie des Faschismus und Christusmord.